Geographieunterricht rassismuskritisch gestalten – Sensibilisierung von Lehramtsstudierenden für den Umgang mit heterogenen Lerngruppen
Prof. Dr. Martina Neuburger & Prof. Dr. Sandra Sprenger
Laufzeit: 01.05.2019-30.04.2020
Handlungsfeld: Sprachlich-kulturelle Heterogenität (HF 2)
Die kulturelle Vielfalt im Klassenzimmer ist aktuell ein vielbeachtetes Thema in der Aus- und Fortbildung von LehrerInnen. Rassismuskritische Ansätze in der Pädagogik kritisieren jedoch, dass sich das Verständnis von Interkulturalität auf ein natio-ethno-kulturelles Unterscheidungsschema stützt. Damit gehen häufig Stereotypisierungen und Diskriminierungen im Unterricht einher, von denen vor allem als „SchülerInnen mit Migrationshintergrund“ markierte Menschen betroffen sind. Gerade im Geographie-Unterricht, wo Unterrichtsmaterialien Wissen über andere Menschen, Orte, Länder und Kulturen in Texten, Bildern, Grafiken und Karten vermitteln, ist die Gefahr einer Stereotypisierung besonders groß und kann gekoppelt mit einem unzureichenden Wissen der LehrerInnen über rassistische Wirkungsweisen auch zur unintendierten Markierung und zum Ausschluss von SchülerInnen mit sog. Migrationshintergrund führen. Basierend auf geographischen Raum-Kultur-Konzepten sind in aktuellen Schulbüchern bislang stereotype Darstellungen von Menschen und Verhältnissen im Globalen Süden weit verbreitet. Der vorliegende Antrag will in innovativer Form machtkritische Ansätze der postkolonialen Studien und Rassismusforschung in das Lehramtsstudium einführen und die Schulmaterialien kritisch beleuchten, um Sensibilität mit und Handlungsstrategien im Umgang mit stereotypisierenden Konzepten und dadurch auch mit der Heterogenität der SchülerInnenschaft vermitteln. Die als Übung konzipierte Lehrveranstaltung soll in das geplante Kooperationsmodul integriert werden. Durch seine Einbindung als Pflicht- oder Wahlpflichtmodul in alle Lehramtsstudiengänge wird die Übung den selben Stellenwert erhalten wie die methodisch orientierten Module. Durch seine inhaltliche Fokussierung auf die kritische Auseinandersetzung mit geographischen Konzepten und Lehrmaterialien bildet sie eine wichtige Brücke zwischen Fachwissenschaft und Fachdidaktik. Die geplante Lehrveranstaltung verwendet diskriminierungssensible Unterrichtsmethoden: (a) die angeleitete Selbstreflexion sowie die proaktive Einbindung der damit verbundenen Emotionalität, (b) das Lernen und Lehren im Werkstattformat, das durch nicht-akademische MentorInnen aus der politischen Bildung sowie aus der Fachdidaktik begleitet wird, und (c) das Lernen an Orten der politischen und kulturellen Bildung mit postkolonialer Bedeutung.