Seh- und Hörprobleme bleiben bei Menschen in Behinderteneinrichtungen oft unerkannt
19. Juli 2024
Als Teil des Gesamtvorhabens „Sehen und Hören bei Menschen mit geistiger bzw. komplexer Behinderung in Bayern“ wurde das Hamburger Projekt an der Fakultät für Erziehungswissenschaft von Prof. Dr. Sven Degenhardt und Dr. Marie-Luise Schütt geleitet und von Dr. Stefanie Holzapfel federführend umgesetzt. In ihrer Untersuchung, die gemeinsam mit einem Forschungsteam der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt wurde, standen die Rahmenbedingungen in den Wohnangeboten der Behindertenhilfe im Fokus. „Es hat sich herausgestellt, dass Barrierefreiheit in Bezug auf Sehen und Hören oft nicht mitgedacht wird“, erklärt Dr. Marie-Luise Schütt, die Koordinatorin barrierefreier Bildungsprozesse in Schule und Hochschule am Zentrum für Lehrkräftebildung Hamburg ist. Wie wichtig es ist, Seh- und Hörprobleme bei Menschen in Behinderteneinrichtungen richtig zu erkennen, unterstreicht der zweite Teil der Studie: In einer Untersuchung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und des Medizinischen Zentrum für erwachsene Menschen mit komplexer Behinderung zeigte sich, dass 88 Prozent der teilnehmenden Personen eine Sehbeeinträchtigung hatten, die in rund 40 Prozent der Fälle vor der Untersuchung nicht bekannt war. 72 Prozent der Personen hatten eine Beeinträchtigung des Hörvermögens, von denen es bei 69 Prozent nicht bekannt war. 63 Prozent der Personen hatten sowohl eine Seh- als auch eine Hörbeeinträchtigung. Als Ergebnis des dreijährigen Gesamtprojektes, das vom Bayerischen Gesundheitsministerium mit 420.000 Euro gefördert wurde, haben die Forschenden aus den Ergebnissen der Studie daher konkrete Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet, die in einer kostenlosen Broschüre veröffentlicht wurden.